Die Mitglieder in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssen sich im kommenden Jahr wohl auf Beitragserhöhungen einrichten, die von ihnen alleine geschultert werden müssen. Der GKV-Schätzerkreis erklärte gestern nach Abschluss zweitägiger Beratungen, 2016 werde wohl ein Fehlbetrag von gut 14 Milliarden Euro entstehen. Im Durchschnitt könnte eine Beitragsanhebung um 0,2 bis notwendig sein. Dies ergebe sich jedenfalls rein rechnerisch, erklärte der Schätzerkreis.
Für das kommende Jahr erwartet der Schätzerkreis, dem Experten des Bundesversicherungsamts (BVA), des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) und der GKV-Spitzenverbands angehören, Einnahmen im Gesundheitsfonds über 206,2 Milliarden Euro. Das Ausgabevolumen werde wohl bei 220,6 Milliarden Euro liegen, womit eine Unterdeckung von 14,4 Milliarden Euro entstünde, erklärte das Gremium gestern nach Abschluss zweitägiger Beratungen.
Gesundheitsministerium berechnet durchschnittlichen Zusatzbeitrag
Die Prognose sei einvernehmlich erstellt worden, teilte das Bundesversicherungsamt weiter mit. Das Gesundheitsministerium werde jetzt auf Basis der Prognose noch in diesem Monat den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für 2016 berechnen.
Die Bild-Zeitung hatte zuvor unter Berufung aus Berechnungen des Schätzerkreises berichtet, den GKV-Kassen dürften im Endergebnis 2016 etwa drei Milliarden Euro fehlen. Dies würde eine Anhebung des durchschnittlichen Beitragssatzes um 0,2 Prozentpunkte erforderlich machen.
Dies wäre das rein rechnerische Ergebnis aus der Prognose für 2016, erklärte der Schätzerkreis. Letztlich muss jede einzelne Krankenkasse mit Blick auf die eigene finanzielle Situation entscheiden, welchen Zusatzbeitrag sie 2016 erheben will.
Derzeit beträgt der paritätisch finanzierte Beitragsanteil 14,6 Prozent. Die einzelnen Kassen können den Zusatzbeitrag, der vor 2015 einheitlich bei 0,9 Prozentpunkten gelegen hatte, individuell festlegen. Heute liegen die Zuschläge zwischen Null und 1,3 Prozentpunkte.
Die beiden größten GKV-Kassen, die Techniker Krankenkasse und die Barmer GEK erheben derzeit einen Zusatzbeitrag von 0,8 und 0,9 Prozent, was in etwa dem Durchschnitt aller Kassen entspricht. Ohne Zusatzbeitrag kommen derzeit nur die Metzinger BKK die und BKK Euregio aus.
Auch 2015 müssen Rücklagen aufgelöst werden
Für das laufende Jahr rechnet der Schätzerkreis weiterhin bei Einnahmen von 198,5 Milliarden Euro und mit Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds über 198,3 Milliarden Euro, wobei die um 2,5 Milliarden reduzierten Bundeszuschüsse aus der Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds ausgeglichen würden. Für 2016 werden die Bundeszuschüsse wieder auf 14 Milliarden Euro angehoben.
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen dürften in diesem Jahr auf 209,3 Milliarden Euro ansteigen. Auch hier müssen die Kassen auf ihre Rücklagen zurückgreifen. Nach den Daten des Gesundheitsministeriums verfügten die Kassen zum Ende des ersten Halbjahres 2015 über Finanzreserven im Volumen von 15,2 Milliarden Euro.
Manfred Brüss