Hat einer Ihrer Kunden seit Längerem ein dickes Minus auf dem Girokonto? In dem Fall kann sich ein Ratenkredit lohnen. Denn die Kreditzinsen sind im Durchschnitt wesentlich niedriger als die Dispozinsen – ein Rechenbeispiel.
Wenn Bankkunden ihren Kontostand ins Minus rutschen lassen, müssen sie dafür durchschnittlich 9,91 Prozent an Dispozinsen bezahlen. Das hat die Stiftung Warentest bei einer Erhebung der Zinssätze von 1.433 Banken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken ermittelt. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Dispozinsen zwar um 0,34 Prozentpunkte gesunken. Wer über längere Zeit einen Fehlbetrag auf dem Girokonto hat, für den kann dies aber nach wie vor teuer werden. Das zeigt eine Modellrechnung des Vergleichsportals CHECK24. Kernergebnis: Gleicht ein Verbraucher ein Minus von 3.000 auf dem Konto mit einem zinsgünstigen Ratenkredit aus, kann er mehr als 300 Euro sparen.
Wer über CHECK24 einen Ratenkredit aufnahm, zahlte für Beträge von 1.000 bis 5.000 Euro zuletzt durchschnittlich einen effektiven Jahreszins von 2,65 Prozent.* Gegenüber dem durchschnittlichen Dispozins sind das um 73 Prozent günstigere Zinsen. Ein Ratenkredit von 3.000 Euro, den ein Verbraucher über 36 Monate zurückzahlt, kostet ihn bei diesem Durchschnittszinssatz 122,64 Euro.
Wer hingegen einen Minusbetrag von 3.000 Euro auf seinem Girokonto über denselben Zeitraum in gleichbleibenden monatlichen Raten tilgt, der muss insgesamt 458,88 Euro an Zinsen an die Bank zahlen. Mit dem Ratenkredit könnte er folglich 336,24 Euro sparen. Die Rückzahlung des Dispo in fixen monatlichen Raten ist zwar unüblich, wurde in dem Rechenbeispiel allerdings für eine bessere Vergleichbarkeit vorausgesetzt.
Dispo: bequem, aber nur für kurzfristige Engpässe ratsam
Den Dispokredit zu nutzen ist für Verbraucher bequem: Bei einem finanziellen Engpass können sie ohne zeitlichen Vorlauf mehr Geld ausgeben, als sie Guthaben besitzen. Allerdings sollten Bankkunden von dieser Möglichkeit nur kurzfristig Gebrauch machen, wie die Finanzaufsicht Bafin und das Bundesverbraucherschutzministerium raten. Andernfalls werde die Gefahr immer größer, dass sie nur noch schwer wieder aus dem Minus herauskommen. Wer einen höheren Geldbetrag benötigt, den er nicht in Kürze zurückzahlen kann, der soll laut Bafin eher einen Ratenkredit aufnehmen.
Die Verbraucherschützer der Stiftung Warentest stellten bei ihrer Untersuchung fest, dass Bankkunden auch bei Konten mit vergleichsweise niedrigen Dispozinssätzen genau hinsehen sollten. Immer mehr Banken böten sogenannte Premiumkonten mit zwar günstigen Dispozinsen, aber hohen Gebühren an. Mangelnde Transparenz fiel den Testern ebenfalls auf. Banken müssen seit März 2016 auf ihrer Internetseite verständlich die Höhe der Dispozinsen angeben. Beim Start der Untersuchung fehlte diese Angabe gleichwohl bei 129 Banken. Und 29 weitere trafen unklare Aussagen, gaben beispielsweise nur einen Referenzzinssatz an, nach dem sich die Dispozinsen richten.
* Für die Berechnung hat CHECK24 die über das Vergleichsportal die von April 2015 bis März 2016 abgeschlossenen Ratenkredite mit Kreditsummen von 1.000 bis 5.000 Euro und einer Laufzeit von 36 Monaten ausgewertet, bei denen ein einzelner Kreditnehmer den Verwendungszweck „Ausgleich Dispo“ oder „freie Verwendung“ angab. Für all diese Kredite wurde ein Durchschnittszinssatz ausgerechnet. Auf diesem Durchschnittszins von 2,65 % eff. p.a. beruht das Rechenbeispiel für einen Kredit über 3.000 Euro.