Von Entlastungen in Milliardenhöhe für alle europäischen Konsumenten sprach die Politik bei der Gebührensenkung der Kreditkartengebühren für Händler. Durch diese sollten die Preise der Waren sinken – so war die Theorie.
Seit dem 9. Dezember ist die EU-Verordnung in Kraft getreten, doch eine Entlastung ist nicht in Sicht. „Preisnachlässe können wir uns nicht vorstellen“, sagt Ulrich Binnebößel, Zahlungsexperte des Handelsverbands Deutschland (HDE). Die neue EU-Verordnung führe maximal dazu, dass notwendige Preiserhöhungen (durch beispielsweise höhere Energiekosten oder Löhne) herausgezögert werden.
Verbraucher müssen sogar drauf zahlen, denn da Banken nun weniger verdienen, müssen sie für die Karten ihrer Kunden mehr verlangen. „Wir mussten neu kalkulieren, weil uns Einnahmen verloren gehen“, sagt Franz-Gerd Brökel, Mitarbeiter der Sparkasse Höxter in Westfalen. Eine von vielen Banken, die mit höheren Jahresbeiträgen für Kreditkarten auf die nun scharf geschaltete Senkung des sogenannten Interbankenentgelts reagieren muss.
Nicht nur die Gebühren steigen
Da das Internetbankenentgelt – die Gebühren, die die Bank des Händlers, an die des Kunden zahlen muss, wenn diese mit Kreditkarte zahlt – von einem Prozent auf maximal 0,3 gesunken ist, entgehen den deutschen Banken nun Einnahmen von schätzungsweise 400 Millionen Euro. Auch das Internetbankenentgelt für die EC-Kartennutzung ist gesunken. Durch die Senkung von 0,3 auf 0,2 Prozent entgehen den Banken weitere 50 Millionen Euro.
Ein Durchschnittskunde mit jährlich 2.000 Euro Kreditkartenumsatz brachte den Banken bislang etwa 20 Euro, jetzt nur noch 6 Euro. Eine Erhöhung der Jahresgebühr von 10 bis 20 Euro ist daher üblicher Standard.
Verbunden mit der Preiserhöhung sind möglicherweise auch geringere Leistungen. Da Reiserücktrittsversicherungen zum Jahresende teurer werden, streichen viele Banken auch die Versicherungsleistungen.
Schon in den letzten Monaten drehten Banken an den Gebührenschrauben der Girokonten. Dies begründen sie mit der Niedrigzinspolitik, denn seit die Zinsen nahe null sind, verdienen sie kaum noch mit dem Guthaben auf den Konten. Mangels anderer Einnahmequellen müssen die Preise erhöht werden.
Differenzierung nach Nutzerverhalten
Kunden, die das Online-Banking scheuen, auf Papierüberweisungen bestehen oder die Kontoauszüge nach Hause geschickt bekommen wollen, müssen für den Mehraufwand auch mehr bezahlen. Es gibt auch Überlegungen eine Gebühr für Überweisungen an SB-Terminals zu erheben. „Solche Automaten kosten in der Anschaffung und im Unterhalt viel Geld. Pro SB-Überweisung muss man als Bank in der Kalkulation 30 Cent ansetzen“, sagt Oliver Mihm, von der Unternehmensberatung Investors Marketing.
Es bleibt abzuwarten, wie weit sich die Deutschen durch neue EU-Verordnung von der Kreditkarte entfernen. Aktuell seien zwar 36 Millionen Kreditkarten im Umlauf, auf diese fallen jedoch nur fünf Prozent des Einzelhandelsumsatzes.