Die Energiewende soll im neuen Jahr deutlich steigende Stromnetzgebühren mit sich bringen. Unter anderem der Windstrom aus dem Norden, der mit neuen Leitungen oft von weit auf hoher See liegenden Offshore-Anlagen in den Süden gebracht werden muss, sorgt für steigende Preise. Die Energiewende zahlen momentan also vor allem die Verbraucher – mit steigenden Netzkosten. So rechnet ein bekanntes unabhängiges Verbraucherportal mit einem Anstieg von durchschnittlich etwa vier Prozent, steigende Zahlen werden auch von einem Sprecher der Bundesnetzagentur bestätigt. Bei Amprion, dem Betreiber von Deutschlands längstem Hochspannungsnetz, sollen die Netzentgelte durchschnittlich sogar um 8,3 Prozent ansteigen.
Nötige Eingriffe in den Stromfluss verursachen hohe Kosten
Nicht zuletzt müssen weiterhin auch immer mehr Eingriffe in den Netzbetrieb finanziert werden: Durch die schwankende Produktion von Wind- und Sonnenkraftwerken müssen Netzmanager immer häufiger in den Stromfluss eingreifen und Kraftwerke kurzfristig hoch- und herunterregeln. Für diese sogenannten „Redispatch“-Maßnahmen müssen die Netzbetreiber den Kraftwerksbetreibern hohe Entschädigungen zahlen. Die Kosten hierfür seien laut informierten Kreisen im zu Ende gehenden Jahr eklatant nach oben geschossen, genaue Zahlen gebe es jedoch noch nicht.
Aktuell machen die Netzkosten rund 23 Prozent des Strompreises aus – vor allem im Norden und Süden wird es für Verbraucher teurer werden. So fallen nach Schätzungen aus Branchenkreisen für die Netzentgelte insgesamt rund 18 Milliarden Euro an. Bereits im letzten Jahr stiegen die Netzkosten um knapp zwei Prozent an. Das Verbraucherportal registrierte die größte Erhöhung mit einer Steigerung von 7,7 Prozent, in Zahlen etwa 20 Euro jährlich für den Durchschnittshaushalt, in Baden-Württemberg. Aber auch in nördlichen Regionen ist mit höheren Kosten zu rechnen: So müssen auch die Hamburger mit einem Plus von 6,7 Prozent (16 Euro) rechnen.
Netzentgelte: Erhebliche regionale Unterschiede
Nach Meinung von Fachleuten seien die steigenden Kosten vor allem auch eine Folge des Netzausbaus, der aktuell nur schleppend verlaufe. Das System gerate gerade bei bestimmten Wetterlagen immer wieder bedrohlich ins Schwanken, solange die großen Stromautobahnen in Nord-Süd-Richtung fehlen. Doch auch die erheblichen regionalen Kostenunterschiede sorgen immer häufiger für politische Diskussionen: So soll ein Durchschnittshaushalt in Bayern zukünftig voraussichtlich unter 250 Euro jährlich, in Bremen etwa 200 Euro, zahlen. In strukturschwachen Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern müsse hingegen mit Belastungen von über 340 Euro, in Brandenburg sogar mit über 350 Euro gerechnet werden. Vor kurzem forderte der im Osten und Norden tätige Stromnetzbetreiber 50Hertz deshalb bundesweit einheitliche Netzentgelte, um die negativen Effekte für die regionale Wirtschaftsstruktur und die Wettbewerbsfähigkeit einzudämmen.
Trösten können sich momentan nur die privaten Stromkunden, denn die teureren Netze sorgen für einen weiter fallenden Börsenstrompreis. Damit wird der Einkauf des Stroms günstiger – diese Ersparnis muss von den Versorgern nur auch wirklich an die Endkunden weitergegeben werden.