Der letzte Zinsentscheid der EZB hat die Diskussion um Strafzinsen für Sparer wieder angeheizt. In seiner Rede anlässlich des 25. Deutschen Sparkassentages bezog nun auch Georg Fahrenschon Stellung und räumte ein, dass die Sparkassen ihre Privatkunden bei Fortbestand des aktuellen Zinsniveaus nicht dauerhaft vor Minuszinsen bewahren könnten.
Während der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Girokontoverbandes (DSGV) auf kurze Sicht noch versichern kann, „dass die Sparkassen alles tun, um die privaten Sparer vor Negativzinsen zu schützen – auch zu Lasten der eigenen Ertragslage“, zeigt er sich über die langfristigen Auswirkungen der Nullzinspolitik besorgt. Je länger das aktuelle Zinsumfeld bestehen bleibt, desto wahrscheinlicher werden nach Einschätzung Fahrenschons demnach Strafzinsen im Privatkundengeschäft der Sparkassen.
EZB-Zinsentscheid verschlechtert Ertragslage der Banken
Mit ihrer Leitzinssenkung auf null Prozent und der Erhöhung des Strafzinses auf Einlagen verfolgt die Europäische Zentralbank ein konkretes Ziel: Sie will Banken dazu animieren, überschüssiges sowie geliehenes Geld an Privatleute und Unternehmen weiterzureichen, etwa in Form von Krediten. Auf diese Weise sollen Konsum und Investitionen gefördert und damit schließlich die europäische Wirtschaft gestärkt werden.
Infolgedessen haben sich die Darlehenszinsen und zugleich die Zinsüberschüsse der Geldhäuser in den vergangenen Jahren stetig verringert. Viele von ihnen haben zum Ausgleich daher ihre Sparzinsen nach unten korrigiert, nicht selten auf null Prozent. Vor diesem Hintergrund scheinen Negativzinsen in greifbare Nähe zu rücken.
Über die Wahrscheinlichkeit flächendeckender Minuszinsen
Michael Kemmer vom Bundesverband Deutscher Banken ist da anderer Ansicht. Allein des Wettbewerbs wegen könnten es sich die Geldhäuser nicht erlauben, von ihren Kunden Strafzinsen einzufordern. Wie er Anfang April im Interview mit dem ZDF erklärte, glaubt er nicht an eine Einführung von Negativzinsen „auf breiter Front“. Immerhin könnten sich die Institute zunächst auch mit Kostensenkungen behelfen, etwa durch Filialschließungen.